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Der Neobarock ist eine Stilrichtung des Historismus, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert die Formen- und Gestaltungselemente des Barock neu interpretierte. Er entstand als bewusste Rückbesinnung auf die üppige, dramatische Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts und verband barocke Formen mit modernen Baumaterialien sowie zeitgenössischer Funktionalität. Typisch für den Neobarock sind opulente Fassaden mit plastischem Bauschmuck, mächtige Kuppeln, geschwungene Giebel und aufwendig gestaltete Portale.

In Deutschland entstanden zahlreiche eindrucksvolle Bauten im Stil des Neobarock – darunter Theater, Museen, Kurhäuser und Palais. Bedeutende deutsche Architekten dieser Epoche waren Paul Korff und Paul Schultze-Naumburg, die mit dem Bau und der Umgestaltung von Schlössern, Landsitzen und Wohnhäusern betraut wurden. Beide hinterließen Bauwerke von unverwechselbarem Charakter: Werke Korffs sind bis heute in Norddeutschland und im westlichen Polen erhalten, während sich Schultze-Naumburgs architektonisches Erbe vor allem in Mitteldeutschland konzentriert – auch wenn seine Tätigkeit darüber hinausreichte. Ein architektonisches Kleinod Schultze-Naumburgs ist das Schloss Peseckendorf in Sachsen-Anhalt, das sich stilistisch an Sanssouci orientiert. Auch in städtischen Repräsentationsvierteln wie Wiesbaden, Baden-Baden oder Berlin-Grunewald entstanden prächtige neobarocke Stadtvillen, die das Selbstverständnis und den Repräsentationswillen des gehobenen Bürgertums jener Zeit widerspiegeln.

Der Neobarock war in ganz Europa verbreitet: In Österreich, Frankreich und Italien entstanden zahlreiche Bauwerke, oft als Ausdruck neuer bürgerlicher Selbstverwirklichung. In Osteuropa wiederum prägte der Stil viele Stadterweiterungen und landadlige Bauprojekte.

Er verband den Wunsch nach Repräsentation mit einem Rückgriff auf vergangene Glanzzeiten – ein ideales Ausdrucksmittel für wohlhabende Bauherren. Architektur wurde mehr denn je zum Statement: Neobarocke Gebäude sollten Macht, Bildung und kulturelle Verankerung signalisieren.

Heute gilt der Neobarock als Zeitzeuge einer Epoche des Übergangs: zwischen Monarchie und Moderne, zwischen Historismus und dem aufkommenden Jugendstil. Viele Bauwerke dieser Stilrichtung zählen heute zu den Denkmalschutz-Immobilien und zeigen – ähnlich wie die Villen der Neorenaissancerepräsentative Eingangshallen mit prachtvollen Treppenhäusern, stuckierten Decken, Marmorböden und großzügigen Raumfolgen.